Jeder kennt den Spannungstrichter…

… aber was ist das genau?
Immer wenn es um elektrische Gefahren an der Einsatzstelle geht, fällt das Wort “Spannungstrichter” im Zusammenhang mit Hoch-, bzw. Höchstspannung. Also elektrische Spannungen, die größer als 1000 Volt sind. Oft wird dann auch eine Skizze wie folgt gezeigt:

Aber was passiert da und warum ist das für uns gefährlich?
Im Schadensfall, durch einen Brand, Unwetter oder ähnlich, kann es vorkommen, das eine Hochspannungsleitung reißt und zu Boden hängt. An der Stelle, an der das Freileitungsseil den Boden berührt, tritt eine nicht unerheblich elektrische Spannung auf. Anders als bei einem Haushaltsstromnetz gibt es im Hochspannungsnetz keine Sicherungen, die jetzt auslösen würden. So bildet sich kreisförmig um die Stelle am Boden ein elektrisches Potential. Je nach Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit wird dieses Potential im Verhältnis zum Abstand kleiner. Grafisch dargestellt, sieht das so aus:

Und wenn man das kreisförmig um die Berührungsstelle aus jeder Richtung zeichnerisch darstellt, sieht das dann wie ein Trichter aus. Die Grafik steht nur auf dem Kopf.
Aus Sicherheitsgründen wird der Radius um die Berührungsstelle am Boden auf 20m festgelegt. Innerhalb dieser Zone ist die elektrische Spannung so hoch, das Lebensgefahr besteht.
Über die Auswirkungen habe ich hier  Auswirkungen des elektr. Stroms geschrieben.

Besonders zum Tragen kommt bei dem Phänomen des Spannungstrichters die s.g. Schrittspannung. Also der Spannungsunterschied zw. beiden Füßen, wenn wir uns der Berührungsstelle nähern. Wie die Schaubilder zeigen, wird die Spannung immer größer, je näher wir an die am Boden liegende Leitung kommen. So steigt auch der Spannungsunterschied innerhalb der Schrittweite sehr stark an. Bis es zu einer gefährlichen, u.U. tödlichen Stromeinwirkung kommt.

Folgende Sachverhalte müssen ebenfalls beachtet und erkundet werden:
-Wenn eine Freileitung gerissen ist, gibt es meist auch ein 2. Ende, welches irgenwo am Boden liegt.
-Falls die gerissene Leitung Weidezäune, Dachrinnen oder andere metallene Gegenstände berührt, kann es zu einer Spannungsverschleppung kommen und damit zu einem Stromschlag. Auch hier muß 20m Abstand eingehalten werden.
-Auch bei Menschenrettung erst nach Abschaltung und weiteren Maßnahmen durch den Energieversorger in den 20m Bereich vorgehen.
-Bei Spannungen über 1000 Volt gelten 5m Abstand bei Sprühstrahl und 10 m Abstand bei Vollstrahl (C-Rohr, 5bar Fließdruck)
-Hubrettungsfahrzeuge müssen folgende Abstände einhalten:
1 bis 110 kV=3m, 110 bis 220 kV=4m, 220 bis 380 kV=5m

Als Faustformel kann die Anzahl der hintereinander hängenden Isolatoren zur Bestimmung der Spannung dienen. 380 kV Leitungen haben 3, 220 kV Leitungen haben 2 und Leitungvon 110 kV und kleiner haben 1 Isolator zur Befestigung am Freileitungsmast. (Edit d. UW, siehe auch Kommentar von Bernd)

Eine Abschaltung erfolgt grundsätzlich durch den Energieversorger und die 5 Sicherheitsregeln (Freischalten, Gegen Wiedereinschalten sichern, Spannungsfreiheit feststellen, Erden u. Kurzschließen, Benachbarte unter Spannung stehende Teile abdecken od. abschranken) sind zu beachten. Der Einsatzleiter muß sich die durchgeführten Maßnahmen bestätigen lassen! Erst dann dürfen die Sicherheitsabstände unterschritten werden.

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